Kokerei & Zeche Friedrich Thyssen 4/8

Duisburg - Hamborn Eingangstor zum Zechengelände Friedrich Thyssen Schacht 4/8






Überblick



Nichts erinnert mehr auf dem riesigen Brachgelände an und um das bekannte schwedische Möbelhaus an die Werke des Bergbaus, die einst hier errichtet wurden und den Hambornern Tausende neue Arbeitsplätze boten. Die Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 und die Zeche Friedrich Thyssen Schachtanlage 4/8 befanden sich an der Hamborner Straße im heute gleichnamigen Stadtteil von Duisburg- damals Stadt Hamborn. 1977 wurde die westlich des Hüttenwerks Meiderich gelegene Kokerei geschlossen und die Zeche schloss bereits 1959 ihre Pforten. Die Entscheidung zur Schließung der Zeche 4/8 fiel schon in der Mitte der 1950er, da die Abbauvorräte keinen wirtschaftlichen Fortbetrieb mehr gewährleisteten. 1959 dann wurde die Förderanlage Friedrich Thyssen 4/8 mit dem Nebenschacht Wittfeld komplett aufgegeben.


Duisburg - Hamborn Kreuzung Beecker Straße/Hamborner Straße - hier befand sich der ehemalige Eingang zur Kokerei 4/8



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Die Verfüllung der Schächte und der Abbruch der Tagesanlagen geschahen in den folgenden Jahren. Die Kokerei 4/8 wurde einstweilen weiterbetrieben. Ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auch über eine Schließung der Kokerei 4/8 nachgedacht. 1976 erfolgte die Stilllegung der Zeche Friedrich Thyssen 2/5 (in Fahrn) und 1977 wurde die Kokerei 4/8 in Hamborn endgültig aufgegeben. Schon 1975 wurde eine Wasserlösungsstrecke zum benachbarten Bergwerk Walsum aufgefahren. Die Schächte Wehofen 1/2 wurden als Wasserhaltungsschachtanlage übergeben. Das Bergwerk Walsum war bis zu seiner Schließung im Juni 2008 das letzte noch aktiv fördernde Steinkohle-Bergwerk auf dem Gebiet der Stadt Duisburg.





Duisburg - Hamborn ...ehemaliges Stellwerk am Südrand des Kokereigeländes


Wo befanden sich einst die Anlagen und was davon kann man heute noch sehen? An der Kreuzung Beecker Straße/Hamborner Straße - heute blickt man auf den Parkplatz von Ikea - befand sich einst der Eingang und die Markenkontrolle zur Großkokerei Friedrich Thyssen 4/8. Hier wurde schon mal der Henkelmann von den Kindern des Kokereimitarbeiters abgegeben, wenn der Vater seine Mahlzeit beim verlassen des Hauses auf dem Weg zur Arbeit vergessen hatte. Wie schon erwähnt, nimmt die Fläche des schwedischen Möbelhauses einen großen Teil im Südosten des ehemaligen Kokereigeländes in Anspruch. Auf dem nordwestlichen Teil des Geländes haben sich andere Industriebetriebe angesiedelt. Die Grenze zur Schachtanlage 4/8 im Nordwesten bilden die Gleisanlagen der Fa. Eisenbahn & Häfen von ThyssenKrupp, die auch heute noch genutzt werden. Im Norden des Geländes verläuft die Autobahn 42 und im Osten die Hamborner Straße. Dort, wo sich heute der Delta Musik Park befindet, parkten einst die Kokereimitarbeiter ihre Autos und Motorräder.



Duisburg - Hamborn Kokshängebahn der Kokerei 4/8 am Hochofenwerk in Meiderich

Geschichte Zeche Friedrich Thyssen 4/8


Südlich der Kokerei 4/8 befand sich einst die Zeche Friedrich Thyssen 4/8. Diese Schachtanlage wurde bereits 1959 stillgelegt. Die Geschichte der Zeche war eng mit dem Werdegang des Meidericher Hüttenbetriebs verbunden. Als die Gründung des Hüttenwerks vor der Jahrhundertwende geplant war, musste auch die Kohle bzw. Koksversorgung für die Hochöfen des Hüttenbetriebes sichergestellt werden. Deshalb begann die "Gewerkschaft Deutscher Kaiser" (GDK), das Gründungsunternehmen von August Thyssen, im Jahre 1899 mit dem abteufen eines Schachtes (Schacht 4) zwischen Hamborn und Meiderich (Bild des ehemaligen Standortes nebenstehend). Dies war die Geburtstunde der Zeche Deutscher Kaiser Schacht 4. Der Schacht konnte 1903 in Betrieb genommen werden.




Duisburg - Hamborn Zeche Friedrich Thyssen Schacht 4/8 - Zechenvorplatz - Bildquelle: Infotafel vor Ort - Stadtarchiv Duisburg


Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Bergbaubetriebe Thyssens unter dem Namen „Friedrich Thyssen Bergwerksgesellschaft" zusammengefasst. Wie an den anderen Standorten auch sollte auch hier eine Doppelschachtanlage errichtet werden. Dazu wurde ein weiterer Schacht niedergebracht und dieser nahm als Schacht 8 bereits 1925 seinen Betrieb auf. Trotz schwerer Schäden überstanden beide Schächte den Zweiten Weltkrieg. Erst die Kohlekrise Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts erwies sich als Einschnitt: Am 1. Juli 1959 wurde die Zeche Friedrich Thyssen 4/8 als erste Großschachtanlage im Ruhrgebiet stillgelegt.



Duisburg - Hamborn Grundstücksmauer der ehemaligen Zeche Friedrich Thyssen Schacht 4/8


Noch vorhanden ist das Eingangstor mit dem auf der linken Seite liegenden Parkplatz. Mehrere Wege führen heute über das Gelände, das gerne von Hundeliebhabern angenommen wird, die ihre großen Tiere hier Gassi führen- oftmals nicht angeleint! Mehrere Gleisanlagen sind noch zu sehen und das ein oder andere Betonfundament der Zechenanlagen, weiterhin ein heute nicht mehr in Betrieb befindliches Stellwerk der einstigen Zechenbahn sowie die Abdeckungen der ehemaligen Schächte 4 und 8 mit Hinweisschildern. Auch die Zechenmauern sind teilweis noch gut erhalten und im Süden des Zechengeländes verläuft die Alte Emscher, wo sich noch etwas weiter südlich der alte Emstermannshof befand, dessen Gelände ein Außenteil des Landschaftsparks Duisburg Nord bildet.



Duisburg - Hamborn Abdeckung über Schacht 4

Industrienatur auf dem Schachtgelände


Auch wenn die oberirdischen Spuren der Zeche Friedrich Thyssen Schacht 4/8 kaum mehr sichtbar sind, für die Natur bot sich nach der Stilllegungim Jahre 1959 eine große Vielfalt an Lebensräumen: Rohe Betonfundamente, Aufschüttungen aus Bauschutt, Bergematerial, Kohle und Koks sind die typischen Substrate des etwa 16 Hektar großen Schachtgeländes.

Das artenreiche Mosaik aus Pionier- und Hochstaudenfluren, Wiesen und Gebüschen bis hin zu Birken-Pionierwäldern ist ein sichtbarer Ausdruck der unterschiedlichen Lebensbedingungen und Entwicklungszustände. Die nördlichen Teilflächen waren bis 1986 noch großflächige Koksdeponien, das südliche Zechenwäldchen lag schon 10 Jahre zuvor brach. Um aber diese Vielfalt mit ihren jungen Entwicklungsstadien längerfristig zu erhalten, muß die natürliche Wiederbewaldung künstlich gestoppt werden. Dies geschieht durch ein differenziertes Pflegeprogramm.



Duisburg - Hamborn Eingangsbereich der ehemaligen Zeche Friedrich Thyssen 4/8


Danach werden je nach Pflegeziel Flächen gemäht oder gerodet, aufgerissen oder abgeschoben. Auf diese Weise bleiben bestimmte gewünschte Entwicklungsstadien von Pflanzengesellschaften erhalten. So finden beispielsweise Pionierpflanzen wie das echte Johanniskraut, die Geruchlose Kamille, der Klebrige Alant oder das Echte Tännelkraut geeignete Wuchsorte. Ihre Nachfolger, beispielsweise Königskerzen und Nachtkerzen bleiben ebenso erhalten wie ausdauernde Hochstauden: Goldrute und Zwerg-Holunder finden Sie auf dem Schachtgelände in prächtigen Beständen.

Von den Pflegeeingriffen ausgeschlossen bleiben die Pionierwälder im Süden des Schachtgeländes. Eines Tages werden dort anspruchsvollere Laubgehölze Fuß fassen und in einigen Jahrzehnten die Pionierwälder abgelöst haben.



Duisburg - Hamborn Hauptweg zum Zechengelände 4/8



Kokerei Friedrich Thyssen 4/8


Auf dem heutigen Gelände eines schwedischen Möbelhauses befand sich bis zum Jahr 1977 die Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 . Nichts - aber auch gar nichts - erinnert heute an die zeitweise größte Kokerei Europas. Im Jahre 1905 wurde östlich von Schacht 6 der Zeche Friedrich Thyssen (damals Zeche Deutscher Kaiser Schacht 6) in Hamborn durch die "Gewerkschaft Deutscher Kaiser" eine mit der Schachtanlage verbundene Kokerei errichtet. 240 Koksöfen versorgten das Hüttenwerk Meiderich mit Koks und Kohle. Der Brennstoff wurde ab 1909 mit einer Hängeseilbahn über eine Streckenlänge von 1500 Metern auf die damals mit allen Hochöfen verbundene Gichtbühne transportiert und dann den Öfen zugeführt.



Duisburg - Hamborn Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 vor dem ersten Weltkrieg - Bildquelle: Infotafel vor Ort - Stadtarchiv Duisburg


1928 wurde die Anlage zur Großkokerei ausgebaut und übernahm auch eine zentrale Rolle bei der Koksversorgung der August-Thyssen-Hütte. 1977 wurde die Kokerei als Opfer der Stahlkrise stillgelegt, alle Produktionsanlagen wurden abgerissen. Das Gelände steht noch unter Bergaufsicht und darf bis zur endgültigen Sanierung nicht betreten werden. Nach dem Abriss der Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 im Jahre 1980 wurden die Flächen mit Bergematerial abgedeckt. Dieses mit der Kohle zu Tage geförderte Gestein verwittert an der Erdoberfläche rasch zu nährstoffarmen und meist sauren Böden. Zahlreiche Pflanzen siedelten sich auf den stark aufheizenden Rohböden an.

Weitere interessante Informationen zur Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 in Duisburg-Hamborn finden Sie hier....!



Duisburg - Hamborn Ehemaliges Gelände der Kokerei Thyssen 4/8


Natur kehrt zurück


Zu den Pionierbesiedlern des Kokereigeländes gehörten anfänglich Kräuter und Birken gleichermaßen. Mittlerweile haben vielerorts die Birken die krautige Pioniervegetation verdrängt. Zurück blieb ein Mosaik lichter Wäldchen, das von schütter bewachsenen Fundamenten und grasreichen Staudenfluren durchsetzt ist. Auf dem ehemaligen Kokereigelände wachsen etwa 160 verschiedene Blütenpflanzenarten. Bemerkenswert sind vor allem die Golddistel, das Echte Tausendgüldenkraut und der Klebrige Alant, der noch 1989 riesige Bestände auf nahezu einem Drittel der Gesamtfläche einnahm. Noch heute führt ein weit verzweigtes Schienennetz duch das verlassene Industrieareal, das von der Gesellschaft "Eisenbahn und Häfen GmbH" betrieben wurde. Die Gesellschaft ist im Juni 2011 auf die ThyssenKrupp Steel Europe AG verschmolzen worden.




Duisburg - Hamborn ...ehemalige Eisenbahnbrücke an der Hamborner Straße

Landschaftspark Duisburg-Nord


Der Landschaftspark Duisburg-Nord befindet sich im Duisburger Stadtteil Meiderich. Beim Landschaftspark handelt es sich um ein stillgelegtes Hüttenwerk im Duisburger Stadtteil Meiderich. An diesen Teil der Stadt Duisburg grenzen im Norden die Stadtteile Hamborn und Neumühl, alles ehemalige Bergwerksstandorte. In beiden genannten Stadtteilen existierten bis in die 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts mehrere Zechen: in Hamborn u.a. die Zeche Friedrich Thyssen (vor 1919: Deutscher Kaiser) mit mehreren Schächten....

Weitere Informationen zum Landschaftspark Duisburg-Nord finden Sie hier....!



Duisburg - Landschaftspark Nord Hochofen 5

Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein

Zeche Bonifacius in Essen-Kray
Zeche Katharina in Essen-Kray
Zeche Centrum in Essen-Leithe
Zeche Zollverein in Essen-Katernberg
Zeche Carl in Essen-Altenessen
Zeche Helene in Essen-Altenessen
Zeche Anna in Essen-Altenessen
Zeche Emil in Essen-Altenessen
Zeche Emscher in Essen-Altenessen
Zeche Heinrich in Essen-Altenessen
Zeche Fritz in Essen-Altenessen
Zeche Wohlverwahrt in Essen-Horst
Zeche Johann Deimelsberg in Essen-Steele
Zeche Sälzer-Amalie in Essen-Altendorf
Zeche Hagenbeck in Essen-Altendorf
Zeche Neuschölerpad in Essen-Altendorf
Zeche Vereinigte Sälzer & Neuack in Essen-Altendorf
Zeche Pauline in Essen-Werden
Zeche Hermann in Essen-Fischlaken
Zeche Pörtingsiepen in Essen-Fischlaken
Zeche Richradt in Essen-Fischlaken
Zeche Rudolph in Essen-Kettwig-Oefte
Zeche Carl Funke in Essen-Heisingen
Zeche Hundsnocken in Essen-Heisingen
Zeche Prinz Friedrich in Essen-Kupferdreh
Zeche Victoria in Essen-Byfang
Zeche Gottfried Wilhelm in Essen-Rellinghausen
Zeche Schnabel ins Osten in Essen-Rellinghausen
Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf
Zeche Friedrich Ernestine in Essen-Stoppenberg
Zeche Ludwig in Essen-Bergerhausen
Zeche Langenbrahm in Essen-Rüttenscheid
Zeche Victoria Mathias in Essen-Segeroth (Nordviertel)
Zeche Graf Beust im Essener Ostviertel
Zeche Hercules im Essener Ostviertel
Zeche Voßhege, Flor und Flörchen und Wasserschneppe in Essen-Heisingen
Zeche Oberhausen in Oberhausen
Zeche Osterfeld in Oberhausen
Zeche Osterfeld Schacht 4 in Oberhausen
Zeche Vondern in Oberhausen
Zeche Roland in Oberhausen
Zeche Alstaden in Oberhausen
Zeche Concordia in Oberhausen
Zeche Jacobi in Oberhausen
Zeche Hugo Haniel in Oberhausen
Nordschacht in Oberhausen
Zeche Sterkrade in Oberhausen
Zeche Hibernia in Gelsenkirchen-Stadtmitte
Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen
Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer
Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen-Ückendorf
Zeche Alma in Gelsenkirchen-Ückendorf
Zeche Holland in Gelsenkirchen-Ückendorf und Bochum-Wattenscheid
Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst
Zeche Westerholt in Gelsenkirchen-Hassel
Zeche Friedrich Thyssen Schacht 1/6 in Duisburg-Hamborn
Zeche Friedrich Thyssen Schacht 4/8 in Duisburg-Hamborn
Zeche Neumühl in Duisburg-Neumühl
Hüttenwerk Meiderich in Duisburg-Meiderich
Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 in Duisburg-Hamborn
Zeche Walsum in Duisburg-Walsum
Zeche Rheinpreußen in Moers
Schachtanlage Pattberg in Moers
Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort
Bergwerk Niederberg in Neukirchen-Vluyn
Bergwerk Lohberg in Dinslaken
Zeche Erin in Castrop-Rauxel
Zeche Franz Haniel in Bottrop
Zeche Prosper Haniel in Bottrop
Zeche Arenberg-Fortsetzung in Bottrop
Zeche Zweckel in Gladbeck-Zweckel
Zeche Graf Moltke in Gladbeck-Brauck
Zeche Ewald in Herten


Fotos Kokerei- und Zechengelände Schacht 4/8








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