Ehem. jüdische Gemeinde in Steele

Essen-Steele Jüdischer Friedhof Hiltrops Kamp






Überblick



Schon seit dem Mittelalter lebten Juden in Steele. Zuerst eine kleine Gemeinschaft, aus der dann im ausgehenden 18. Jahrhundert eine kleine Gemeinde wurde. Im 19. Jahrhundert vergrößert sich die Gemeinde, so dass über den Bau einer Synagoge nachgedacht wird. 1882 beginnen die Bauarbeiten für das jüdische Gotteshaus am Isinger Tor, einem Platz, an der sich früher eines der vier Steeler Stadttore befand. Am 14. September 1883 weihen die in Steele lebenden Juden am Isinger Tor ihre Synagoge. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die jüdische Volksschule. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wird die Synagoge angezündet, entweiht und so zerstört, dass sie später abgerissen wird.


Essen-Steele ...alte Synagoge in Steele am Isinger Tor - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)





Geschichte


In Steele ist bereits im Jahre 1491 jüdisches Leben nachgewiesen, damals noch unter der Herrschaft des Stiftes Essen. Seit etwa 100 Jahren vor dem Bau der Synagoge 1883 wuchs in der jüdischen Gemeinde ein neues Selbstverständnis. Die Steeler Synagoge wurde dann am 14. September 1883 von den zu dieser Zeit 183 im Kirchspiel Steele lebenden Juden geweiht. Ab 1933 verschlechterte sich die Lage der hier lebenden Juden zusehends. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die antijüdische Gesetze erließen, Eigentum beschlagnahmten, Berufsverbote aussprachen und mit besonderen Schikanen das Leben der hier ansäßigen jüdischen Mitbürger erschwerten, wurde der normale Alltag zunehmend unkalkulierbar.



Essen-Steele Ehem. jüdische Gemeinde in Steele - Gedenktafel am Standort der ehem. Synagoge in Steele


Viele von ihnen wussten nicht, was sie am nächsten Tag erwarten würde. Einige von ihnen wanderten aus, was bis zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 - wenn auch erschwert - noch möglich war. Die Zeit des Nationalsozialismus brachte besonders für die jüdischen Mitbürger in Steele (und natürlich auch in den anderen Essener Stadtteilen) unvorstellbares Leid mit sich. Die Leiden und die Ermordung fast aller jüdischer Mitbürger bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs darf nicht vergessen werden. Steele besaß eine sehr aktive jüdische Kultusgemeinde mit einer Synagoge am Isinger Tor. Heute befindet sich dort eine Gedenktafel und der Grundriss des Gebäudes ist in das Straßenpflaster eingelassen.



Essen-Steele Grundriss der Synagoge im Straßenpflaster


Fast alle jüdischen Mitbürger wurden in einem Sammellager am Holbecks Hof gebracht, das sich auf dem Gelände der Zeche Johann Deimelsberg an der heutigen Aronstraße befand. Hier in diesem Essener Sammellager wurden sie auf engstem Raum eingesperrt und später die Bahnlinie entlang am hellichten Tag - also für jeden sichtbar - zu Fuß bis zum Essener Hauptbahnhof oder zum Nordbahnhof getrieben. Von diesen Bahnhöfen erfolgte die Deportation (über Düsseldorf?) in verschiedene Konzentrationslager, in denen nur wenige jüdische Mitbürger überlebten [1]. Auf den sogenannten Stolpersteinen, die in den letzten Jahren vor den Wohnhäusern ehemaliger jüdischer Mitbürger auch in Steele verlegt wurden, tauchen häufig die Namen von zwei Konzentrationslagern auf, die als Endstationen für die Steeler Juden bestimmt waren: Theresienstadt in der heutigen Republik Tschechien und das Ghetto Izbica in Polen.



Theresienstadt Ehemalige Schule, in der sich das Kinderheim L417 befand - heute: Ghetto-Museum - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

Jüdische Friedhöfe


In Steele gab es einst zwei Jüdische Friedhöfe, die beide außerhalb der Stadtmauern angelegt wurden. Der älteste von ihnen ist der "Friedhof Am Knottenberg", der schon im 17. Jahrhundert existierte und bis zum 19. Jahrhundert belegt wurde. Heute ist dieser Friedhof mit Wohnhäusern überbaut und die genaue Lage ist in Vergessenheit geraten. Der jüngere Jüdische Friedhof ist jener am Hiltrops Kamp, der heute mitten in einem Wohngebiet liegt. Dieser Friedhof wurde um 1855 eingeweiht und war bis 1943 belegt. Heute ist der ummauerte und verschlossene Friedhof Hiltrops Kamp mit rund 150 bis 155 Grabsteinen eingebettet in ein ehemaliges Siepental, das wegen der Bebauung in unmittelbarer Nähe so nicht mehr wahrzunehmen ist. Der Friedhof macht einen gepflegten Eindruck, kann aber nur von außen besichtigt werden.



Essen-Steele Friedhof Hiltrops Kamp


Aber auch im Essener Stadtteil Huttrop an der Lanterstrasse existierte ein Friedhof, auf dem auch Juden aus Steele beerdigt wurden. Die Belegungszeit dieses Friedhofs war von 1766 - 1855. Heute sind hier nur noch zwei Grabsteine zu finden, wovon ein Stein aus dem Jahr 1731 stammt. Möglicherweise stammt dieser Stein von einem anderen Platz. Die jüdische Gemeinde in Steele (Stadt und Land umfassend, dazu die in der Bürgermeisterei Rellinghausen, später auch die in Überruhr, Königssteele und Horst lebenden Juden) wuchs ab etwa 1800 langsam an. Bis zum Jahr 1858 gehörte die jüdische Gemeinschaft in Steele noch zur Synagogengemeinde Essen, 1879 wurde die Gemeinde selbständig. Die Größe der Gemeinde belief sich 1822 auf 95, 1885 auf 174 und 1932 bereits auf 140 Mitglieder.



Essen-Huttrop Jüdischer Friedhof an der Lanterstraße



Eine erste Synagoge wird 1791 genannt, 1802 und 1883 erfolgten Neubauten. Die letztgenannte Steeler Synagoge wurde 1938 in der Reichsprogromnacht in Brand gesteckt und später abgerissen [2]. Im Rahmen der Aktion "Stolpersteine" des Frechener Künstlers Gunter Demnig, der vor den letzten Wohnstätten der Opfer aus der NS-Zeit kleine Gedenktafeln in den Boden einsetzt, sind auch mittlerweile in Steele eine ganze Anzahl dieser kleinen Monumente zu sehen. So u.a. in der Kaiser-Wilhelm-Str. 4 in Steele, wo vier Mitglieder der Familie Isaack im Jahr 1942 deportiert und in Izbica (Polen) ermordet wurden.



Essen-Steele Stolpersteine in Essen-Steele

Quellenangabe:


1.: Informationen zur Steeler Synagoge stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 08. Juni 2015!

2.:
Informationen zu den zwei jüdischen Friedhöfen in Steele stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 03. Juni 2015!



Wappen von Steele Grafik: Wikipedia (gemeinfrei)

Fotos ehem. jüdische Gemeinde








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