Marktkirche
Überblick
Kettwig hat sich noch viel von seinem alten Aussehen mit den Fachwerkhäusern des Bürgertums bewahrt. Besonders lohnenswert ist ein Spaziergang durch den alten Ortskern im Bereich der Marktkirche. Auf dem Martin-Luther-Platz in der Ortsmitte steht die Evangelische Marktkirche, deren Turm aus dem 13. Jahrhundert den ältesten Teil dieser Kirche darstellt. Urkundlich erwähnt wird die Marktkirche erstmals 1199 nach den Aufzeichnungen der Abtei Werden anläßlich der Verteilung des „Kirchenzehnten“.
Marktkirche
Die erste Kirche an dieser Stelle ist die katholische Pfarrkirche St. Petrus. Sie blieb katholisch bis zum Jahr 1609. Die Gemeinde wechselte auf Fronleichnam 1609 mit ihrem Pfarrer Johann Grimhold zum evangelisch-reformierten Bekenntnis. Auch der Name änderte sich: "Kirche am Markt" hieß sie nun, weil ihr Standort nahe am Marktplatz lag. Die Ursprünge der Marktkirche lassen sich bis ins Jahr 1199 zurückverfolgen. Eine Kirche in Kettwig - vielleicht auch an diesem Ort - könnte es aber schon in karolingischer Zeit während der Missionstätigkeit des Heiligen Suitberts gegeben haben. Suitbert war ein angelsächsischer Missionar, Gründer und erster Abt des Klosters Kaiserswerth bei Düsseldorf, in der Nähe der ehemaligen Kaiserpfalz.
Pilgerstation
Der Missionar Suitbert wurde um 637 geboren und er verstarb im Jahre 713. Er gehörte zu jenem Kreis von Männern, die von England ausgehend den germanischen Stämmen das Evangelium verkündeten. Der älteste Teil der Marktkirche ist der Turm, der bis ins frühe 13. Jahrhundert datiert wird. Das mittelalterliche Kettwig mit der Kirche im sogenannten Oberdorf und dem Gasthaus und Spital im sogenannten Unterdorf (Ruhrstraße) diente vermutlich Pilgern als Station auf dem Weg nach Santiago de Compostella/Spanien zum Grab des Apostels Jakobus. Plünderungen und Brandschatzungen im 16. und 17. Jahrhundert (Gegenreformation) ließen das Kirchenschiff verfallen. [2]
Umgestaltung
Im Jahre 1719 beschloss das Presbyterium eine Neuerrichtung des Gebäudes. Schon zwei Jahre später - am 20. Juli 1721 - wurde das vergrößerte und im Stil des bergisch-reformierten Barock errichtete Kirchenschiff der Gemeinde übergeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt. Mit der Beseitigung der Kriegsschäden wurde auch der Innenraum der Kirche umgestaltet: es erfolgte die Freilegung der Bruchsteinwände und ein Rückbau der Emporen und des Kanzelstegs und eine Neugestaltung des Altars durch ein Teilstück des Kanzelstegs. [2]
Turm
Der vorgesetzte Westturm unter einer steilen Schieferpyramide ist der älteste Teil der Kirche und zugleich das älteste Bauwerk in Kettwig. Der untere Teil stammt vom Anfang des 13. Jahrhunderts und der obere vom Ende des 13. Jahrhunderts. Er hat eine Höhe von 40 Metern, die Wandstärke beträgt 1,40 Meter. Die Stellen, an denen das Kirchenschiff der Vorgängerkirche angebaut war, sind auch heute sichtbar. Über eine frühere Funktion oder Nutzung des unteren Turmraums gibt es keine Überlieferung. Er sollte nach Bauplänen von 1961 zu einem großzügigen Eingangsbereich umgebaut werden, was aber aus Kostengründen nicht realisiert werden konnte.
So diente der Raum weiterhin als Abstellraum. Zu Beginn des Jahres 2000 wurde ein Raum der Stille eingerichtet. Eine Turmuhr wurde 1643 erwähnt, das Uhrwerk wurde 1749 von dem Kettwiger Uhrmacher Henricus Schmalt erneuert. Das hölzerne Zifferblatt der Innenuhr über der Orgel zeigte früher dem Prediger die Zeit. Es war mit dem preußischen Adler geschmückt und trug die Bezeichnung 1749. Heute steht die Innenuhr im Foyer des Essener Rathauses. Die derzeitige Turmuhr wurde 1903 eingebaut, sie wird seit 1937 elektrisch und später über Funk betrieben. Die vier Außenzifferblätter wurden 2006 umfangreich restauriert. [1]
Sehenswertes Innen und Außen:
Der schlichte tonnengewölbte Bruchsteinsaal wurde im Jahr 1720 mit einer kleinen polygonalen Apsis errichtet. Der Innenraum ist 22,00 m × 14,00 m × 11,40 m groß, der äußere Baukörper misst 24,60 m × 16,40 m × 18,70 m und die Mauerstärke beträgt 1,30/1,20 m. Die Kirche war eine typische reformierte Predigtkirche mit großen Rundbogenfenstern. Sehenswert in der Marktkirche ist die Kanzel aus dem Jahr 1721 (Meister Balthasar) mit Schalldeckel und aufgesetzter Pelikanskulptur. Weiterhin die Taufkapelle (eingeweiht im Oktober 2000) mit dem Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert, der Taufschale (1510) und einem historischen Grabstein in der rechten Ecke des Raumes.
Auch die dreimanualige Orgel (1963 von Harald Strutz) mit einem Gehäuse von Peter Weidtmann aus dem Jahr 1749 ist sehenswert. Die Orgel füllt die Empore fast vollständig aus. Das Instrument wurde im Jahr 1749 von Peter Weidtmann d. J. aus Ratingen gebaut und wurde im Laufe der Zeit mehrfach restauriert. Die seitlichen Pedalpfeifen wurden 1963 erweitert. Bei der Renovierung 2004 wurden alle Pfeifen abgebaut und gereinigt. Die Füße wurden erneuert. Das Rokokogehäuse ist im Originalzustand erhalten. Die Orgel mit drei Manualen und 34 Registern hat 2735 Pfeifen.
Sehenswertes außen:
Die bronzene Stundenglocke an der Außenseite des Turms oberhalb der starr angebrachten Viertelstundenglocke ist ein bedeutender Renaissance-Guss (1565) mit dem ältesten Marienmedaillon Kettwigs und erinnert an die reformfreundliche Tätigkeit von Pfarrer Hermann Cremer (1552 - 1600); der „Geusenengel" über dem Ostgiebel, der aus dem 17. Jahrhundert datiert. Weiterhin die Chronogramme in beiden Barockportalen aus dem Jahr 1721 von Matthias Starck, der Engel über dem Nordportal (evtl. von der Vorgängerkirche übernommen) und zwei Grabsteine als Spuren des alten Kirchhofs (vor 1823). [1]
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Marktkirche in Kettwig basieren auf dem Artikel Marktkirche Kettwig (Stand vom 04.03.2018) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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2.: Textquelle: Historischer Pfad Kettwig - Heimat- und Verkehrsverein Kettwig e.V. - Infotafel vor der Kirche