Zeche Dahlbusch

Gelsenkirchen - Rotthausen
Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch III/IV/VI in (Gelsenkirchen-) Rotthausen, Ansicht von der Steeler Straße rechts der Malakow-Turm über dem Schacht IV (der um 1875 erbauten Doppelschachtanlage III/IV), in der Mitte das zwischen 1895 und 1905 errichtete Fördergerüst der Bauart "Thomson-Bock" über dem Schacht III, links das Fördergerüst über dem 1895 abgeteuften Schacht VI, 1911 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)



Überblick

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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Schachtdeckel über Schacht 8 im Schotterbett



Die Zeche Dahlbusch hat den Gelsenkirchener Stadtteil Rotthausen wesentlich mitgeprägt. Der Kohlenabbau in der Zeche Dahlbusch begann im Jahr 1848. In der Zeche ereigneten sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts drei schwere Grubenunglücke: Am 23. August 1943 gab es 38, am 20. Mai 1950 78 und am 3. August 1955 42 Tote. An diese Unglücke erinnern drei Denkmäler, die auf dem Rotthauser Friedhof errichtet worden sind. Am 12. Mai 1955 wurden nach einem Grubenunglück drei Bergleute von unter Tage mit der Dahlbuschbombe gerettet. Durch dieses Ereignis wurde die Zeche in ganz Europa bekannt. Im Jahr 1966 wurde die Zeche Dahlbusch stillgelegt.



Zeche Dahlbusch

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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Protegohaube über Schacht 4


Zwischen 1845 und 1847 muteten mehrere Gewerken Grubenfeldbesitze im Bereich der Emschermulde um das Dorf Rotthausen herum. Im Jahre 1847 erwarben der deutsche Bergassessor Heinrich Thies sowie ein belgisches Finanzkonsortium die Anteilsmehrheit an dem Grubenfeldbesitz und gründeten die „Englisch-Belgische Gesellschaft der Rheinischen Bergwerke“. 1848 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes in der Nähe der Kirche von Rotthausen begonnen, der den Namen „König Leopold“ erhielt (wohl nach dem belgischen König Leopold I.). Aufgrund finanzieller Engpässe musste die Betreibergesellschaft mehrfach liquidieren. Dadurch wurden die Teufarbeiten wiederholt unterbrochen, so dass die Endteufe erst 1857 (Teufe 402 m) erreicht werden konnte. Nach Umwandlung der Ursprungsgesellschaft in die deutsch-belgische Aktiengesellschaft S.A. der Belgisch-Rheinischen Kohlenbergwerke an der Ruhr konnten die Teufarbeiten schließlich fortgeführt werden und der Schacht 1 schließlich 1860 in Förderung gehen.


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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - letzte Mauerreste der ehemaligen Schachthalle von Schacht 5


Daraufhin wurde mit dem Erschließen der Randbereiche des Grubenfeldes begonnen. 1868 bis 1870 wurde nördlich von Rotthausen der Schacht 2 niedergebracht. Die Teufarbeiten wurden durch Anwendung eines neuartigen Schachtbohrverfahrens nach Kind und Chaudron erheblich beschleunigt. Wegen der günstigen Lagerstättenverhältnisse wurde der Schacht 2 als eigenständige Förderanlage ausgebaut. Um ihn herum entstand die Dahlbusch-Siedlung als Werkssiedlung. 1873 wurde die alte Betreibergesellschaft erneut liquidiert, da sie die notwendigen Finanzmittel zur weiteren wirtschaftlichen Erschließung der zwei Schachtanlagen nicht aufbringen konnte. Als Nachfolgegesellschaft wurde die Bergwerks-Gesellschaft Dahlbusch neu gegründet. Unter diesem Namen firmierte das gesamte Bergwerk fortan.


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Gelsenkirchen - Rotthausen Achternbergstraße - hier liegen die Schächte 3/4/6 der Zeche Dahlbusch

Dahlbusch AG

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Gelsenkirchen - Rotthausen Schachtdeckel von Schacht 6


1874 bis 1877 wurde im südlichen Feldesteil an der Straße nach Kray die Doppelschachtanlage 3/4 abgeteuft. Diese wurde mit zwei Malakowtürmen ausgestattet und fungierte ebenfalls als eigenständige Förderanlage. Die Förderung entwickelte sich von nun an stetig. 1881 war die Zeche Dahlbusch mit einer Förderung von 877.000 Tonnen jährlich die größte Förderanlage des Ruhrreviers, trotz des verhältnismäßig kleinen Grubenfeldes. Die wirtschaftliche Stabilität ermöglichte es der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu wahren. Ein Übernahmeangebot durch die Gelsenkirchener Bergwerks-AG im Jahre 1887 konnte durch die Aktionäre abgelehnt werden. Faktisch konnte die Dahlbusch AG ihre Selbständigkeit bis zum Ende des Betriebes aufrechterhalten.


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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Zechengebäude an den Schächten 2/5
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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Maschinenhalle am Schacht 2/5


1890 begründete die Dahlbusch AG mit anderen Bergwerksbetreibergesellschaften zusammen das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat (RWKS) als Interessenvertretung. Die Schachtanlage 2 erhielt von 1890 bis 1895 mit dem Schacht 5 einen neuen Förderschacht. 1896 bis 1899 wurde auf der Schachtanlage 3/4 der Schacht 6 als neuer moderner Förderschacht abgeteuft. Nach dessen Fertigstellung wurde 1900 der Malakowturm über Schacht 4 durch einen zweigeschossigen Tomson-Bock ersetzt, damit er als Seilfahrt- und Materialschacht genutzt werden konnte. 1900 wurden sowohl auf Dahlbusch 2/5 wie auch auf Dahlbusch 3/4/6 jeweils eine Kokerei in Betrieb genommen. 1912 bis 1914 wurde zur Verbesserung der Wetterführung neben dem zentral gelegenen Schacht 1 der Schacht 7 oder Schacht Berger niedergebracht.


Zentralkokerei 3/4/6

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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Protegphaube über Schacht 3


Schließlich wurde von 1914 bis 1916 auf der Schachtanlage 2/5 der neue Förderschacht 8 abgeteuft, der mit einem großen Doppelstrebengerüst ausgestattet wurde, da er auf lange Frist als Zentralförderschacht vorgesehen war. 1919 wurde die Kokerei der Schachtanlage Dahlbusch 2/5/8 stillgelegt und im Gegenzug die Kokerei 3/4/6 zur Zentralkokerei ausgebaut. Die Förderung erreichte mit 1,2 Millionen Tonnen jährlich ihren Höchststand. Zur Verbesserung des Kohlen- und Koksabsatzes gehörte die Dahlbusch AG zu den Gründern bzw. Beteiligungsnehmern einiger großer Folgeunternehmen, so der DELOG AG für Glasherstellung, der Ruhrchemie in Oberhausen und einiger anderer.


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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Protegohaube über Schacht 2


In den Zeiten der Weltwirtschaftskrise wurden umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen vorgenommen. Zwischen 1927 und 1934 wurden die Schächte 1 bis 5 aufgegeben und verfüllt, da für das relativ kleine Grubenfeld der Betrieb nur mit den drei Schächten 6, 7 und 8 wirtschaftlich sinnvoll war. 1936 wurde ein Teil des Grubenfeldes der benachbarten stillgelegten Zeche Hibernia sowie deren Schacht 1 als Außenanlage angepachtet und weiterbetrieben. Am 23. August 1943 ereignete sich eine Schlagwetterexplosion, durch die 38 Bergleute ums Leben kamen. 1944 fiel der Schacht 8 wegen eines Bombentreffers in der Maschinenzentrale zeitweise für die Förderung aus. Schacht 6 übernahm vorübergehend die Förderung. [1]


Grubenunglücke

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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Protegohaube über Schacht 6


In den 1950er Jahren hatte die Zeche Dahlbusch verstärkt mit Schlagwettergefährdung zu kämpfen. Am 20. Mai 1950 ereignete sich eine schwere Schlagwetterexplosion im Westfeld (Schacht 6, 7. Sohle) mit 78 Toten. Sechs Überlebende kamen mit schweren Verbrennungen, teilweise dritten Grades, in das damalige Knappschaftskrankenhaus in Gelsenkirchen-Ückendorf. Der am schwersten Verletzte war Heinz Otto Engelhardt (1923 – 1997), er wurde vom damaligen Arbeitsminister besucht. Die zentrale Trauerfeier fand am 25. Mai 1950 auf dem Zechenplatz vor dem Unglücksschacht 6 statt, Bundespräsident Theodor Heuss hielt die Trauerrede, anschließend begleitete er den langen Trauerzug durch die von Menschen dichtgesäumten Straßen von Gelsenkirchen-Rotthausen zum Friedhof. Das damals angelegte Gemeinschaftsgrab mit einem großen Bronzedenkmal aus vier überlebensgroßen Knappen an einer Grabplatte ist noch vorhanden.


Stilllegung

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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Schachtkennzeichnung über Schacht 8


1964 meldete die Dahlbusch AG die Zeche Dahlbusch zur Stilllegung an, da die verbliebenen Kohlenvorräte nicht mehr wirtschaftlich zu gewinnen waren und das kleine Grubenfeld keine weitere Expansion mehr zuließ. Am 31. März 1966 wurde die letzte Förderschicht auf Dahlbusch 8 gefahren und die Zeche nachfolgend stillgelegt. In den Folgejahren wurden die Schächte verfüllt und die Tagesanlagen nahezu restlos abgebrochen außer im Bereich der Schächte 2/5. Die Zechenstraße und die Rotthauserstraße umschließen ein rechteckiges Gelände, auf dem früher der Wetterschacht lag. Es ist heute mit einem Bauzaun gesichert und vollständig abgeräumt, allerdings hat die Natur das Gelände vollständig zurückerobert.


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Gelsenkirchen - Rotthausen Zeche Dahlbusch - Maschinenhalle an den Schächten 2/5


Das Gelände der Schachtanlage Dahlbusch 1/7 (Schacht Berger) wurde danach zum Teil durch die Solarfabrik Scheuten Solar (Fabrikation von Solarzellen) bis zur Insolvenz im Jahr 2012 genutzt. Das Gelände der Schachtanlage Dahlbusch 3/4/6 an der Achternbergstraße beherbergt zum Teil Kleingewerbebetriebe und ist zum anderen Teil ungenutzt. Das Gelände der Schachtanlage Dahlbusch 2/5/8 ist saniert und wartet auf die weitere Bebauung. Im Jahr 2006 ging der damalige Eigentümer dieses Geländes in Konkurs. Die Aktien der in Dahlbusch AG umbenannten Gesellschaft waren bis zum März 2019 an der Börse notiert. [1]


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Gelsenkirchen - Rotthausen Kriegerdenkmal (ehem. Zeche Dahlbusch) - Beethovenstraße

Ehrenmal der Zeche Dahlbusch

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Gelsenkirchen - Rotthausen Ehrenmal der Zeche Dahlbusch


Das Ehrenmal der Zeche Dahlbusch für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Werksangehörigen steht heute in der Grünanlage an der Beethovenstraße, dem heutigen Dahlbuschpark. Zur Erinnerung an die gefallenen Werksangehörigen ließ die Bergwerksgesellschaft Dahlbusch im Jahr 1937 dieses Ehrenmal errichten. Ursprünglich stand es vor der Schachtanlage Dahlbusch 8 an der Rotthauser Straße. Der Steinquader, gestaltet durch den Bildhauer Hubert Nietsch, befand sich in der Mitte eines von den Architekten Otto Prinz und Ludwig Schwickert entworfenen Ehrenhofs. Die beteiligten Künstler lebten in der Gelsenkirchener Künstlersiedlung Halfmannshof. Das Flachrelief an der Vorderseite zeigt einen Soldaten und einen Bergmann, die einander zugewandt sind.


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Gelsenkirchen - Rotthausen Dahlbusch Park


Ursprünglich waren die beiden Figuren von einem Eisernen Kreuz und einem Hakenkreuz flankiert. Diese Bildsprache heroisierte den Kriegstod der Bergleute und bettete diesen in einen nationalsozialistischen Zusammenhang ein. Die Zechenbelegschaft sollte so auf das Opfer ihrer „Arbeitskameraden" verpflichtet werden. Das Hakenkreuz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt. Nach der Schließung der Zeche Dahlbusch wurde das Ehrenmal in den heutigen Dahlbusch-Park versetzt. Von der NS-Symbolik befreit, hat es in dieser neuen Raumsituation einen Teil seiner ursprünglichen Intention verloren. Derart umgestaltet erinnert es an die Toten des Ersten Weltkriegs ebenso wie an deren Instrumentalisierung durch das „Dritte Reich". Das Dahlbusch-Ehrenmal steht seit 1987 unter Denkmalschutz.


Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein

Gelsenkirchen - Stadtteil Rotthausen

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Gelsenkirchen - Rotthausen Karl-Meyer-Str. - Impressionen


Rotthausen ist ein Stadtteil der Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen. Er befindet sich im Südwesten der Stadt an der Grenze zur Nachbarstadt Essen. Der Stadtteil hatte am 31. Dezember 2018 insgesamt 14.155 Einwohner und gehört zum Stadtbezirk Gelsenkirchen-Süd. Östlich von Rotthausen liegt der einstige Industriestandort Ückendorf mit der bekannten Zeche Rheinelbe. Auch in Rotthausen gab es Zechen, u.a. die Zeche Dahlbusch mit mehreren Schächten, verteilt über mehrere Standorte....

Weitere Informationen zum Gelsenkirchener Stadtteil Rotthausen finden Sie hier....!


Quellennachweis:


1.: Die Informationen zur Geschichte der Zeche Dahlbusch im Gelsenkirchener Stadtteil Rotthausen basieren auf dem Artikel Zeche Dahlbusch (Stand vom 08.02.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


Fotos Zeche Dahlbusch