Zeche Westerholt

Gelsenkirchen - Hassel
Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Mitte: Blick auf Schacht 1



Überblick

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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Schacht 1



An der Egonstraße im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel - nahe der Hertener Stadtgrenze - befindet sich die Zeche Westerholt- jeweils zur Hälfte auf Gelsenkirchener Gebiet und auf dem Gemeindegebiet von Herten-Westerholt. Die Zeche hatte drei Schächte und befand sich auf einer etwa 29 Hektar großen Betriebsfläche. Sie wurde am 19.12. 2008 stillgelegt und befand sich seit dieser Zeit im sogenannten Dornröschenschlaf, aus den sie im Jahr 2017 wieder erwachte. Es gab Überlegungen, die Zeche Westerholt 1/2/3 in ihrer Gesamtheit zu erhalten und zu einem Museumsbergwerk umzufunktionieren. Weiterhin sollte eine Wohnsiedlung gebaut werden, Künsterquartiere eingerichtet und auch Gastronomiebetriebe angesiedelt werden. Der letzte Name der Zeche war Bergwerk Lippe.



Geschichte

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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Torhäuser des Bergwerks


Der preußische Staat erwarb zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere große Grubenfeldbesitze im Bereich des nördlichen Ruhrgebietes und südlichen Münsterlandes. Es wurde die Bergwerks-AG Recklinghausen gegründet, deren Aktienmehrheit in Staatsbesitz war. Diese wurde ab 1905 in Personalunion von der Hibernia AG geleitet. Im Jahre 1902 wurden Grubenfeldbesitze unter Gelsenkirchen-Buer und Westerholt zum Steinkohlenbergwerk Buer konsolidiert. 1903 wurde nördlich von Buer mit dem Abteufen der Doppelschachtanlage Bergmannsglück 1/2 begonnen. 1905 wurden die fiskalischen Grubenfeldbesitze in Berginspektionen aufgeteilt. Dem Steinkohlenbergwerk Buer wurde der Name Berginspektion 3 zugewiesen.


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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Blick auf den Förderturm des Zentralförderschachtes Westerholt 3


1907 wurde an der Grenze von Buer nach Westerholt mit dem Abteufen der eigenständigen Förderschachtanlage Westerholt 1/2 begonnen, da der preußische Staat grundsätzlich jede fiskalische Berginspektion mit zwei Förderanlagen ausstatten wollte. 1910 ging die Zeche in Betrieb, und wurde mit zwei deutschen Strebengerüsten ausgestattet. 1912 wurde eine Kokerei in Betrieb genommen. Die Schachtanlage entwickelte sich wirtschaftlich sehr vielversprechend. Bereits 1920 wurde die Grenze von 1 Mio. t jährlicher Förderung überschritten. 1925 erfolgte die Auflösung der Berginspektion 3 und die Weiterführung als eigenständige Zeche Westerholt. 1927 ging die Zeche mit dem gesamten Besitz der Bergwerks-AG Recklinghausen in den Besitz der Hibernia AG über. 1929 wurde die Kokerei erweitert, da sie für die Verkokung der Förderkohlen von Westerholt und Bergmannsglück herangezogen werden sollte. Schacht 1 wurde mit einem neuen vollwandigen Fördergerüst mit Doppelförderung versehen.


Feld Polsum

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Gelsenkirchen - Hassel Schachtanlage Polsum 2 (2010) - Foto: Wikipedia - Autor: Dortmund2008 - Lizenz: s.u.


Gegen Ende der 1930er Jahre wurde durch die Hibernia AG der Bau einer eigenständigen Förderanlage im nördlich an Westerholt anschließenden Feld Polsum in Angriff genommen. 1941 wurde in der Polsumer Mark mit dem Abteufen des Schachtes Polsum 1 begonnen, welcher als erster Förderschacht einer entstehenden Doppelschachtanlage vorgesehen war. Die fortlaufenden Kriegsgeschehnisse ließen die Arbeiten 1943 zum Erliegen kommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Feld Polsum an die Zeche Westerholt angeschlossen. Der Schacht Polsum 1 wurde weitergeteuft, allerdings nicht als eigene Förderanlage, sondern als Außenschacht für Westerholt. 1949 ging dieser Schacht in Betrieb.



Polsum1

Zeche Westerholt, Schacht Polsum 1 - eingebunden über Wikimedia Commons


Übernahme durch die Hibernia AG

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Gelsenkirchen - Hassel Mitte: Schachtanlage Westerholt 1 - Rechts: Hochregallager


Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Hibernia AG mit einem umfassenden Zusammenfassungs- und Modernisierungsprogramm für die ehemaligen fiskalischen Zechen. 1952 wurde westlich der Schachtanlage Westerholt 1/2 die neue Zentralkokerei Hassel mit 160 Öfen errichtet. Nach deren Inbetriebnahme 1953 wurde die alte Kokerei Westerholt außer Betrieb genommen und abgebrochen. 1956 wurde auf dem alten Kokereigelände mit dem Bau des neuen Zentralförderschachtes Westerholt 3 begonnen. Dieser wurde mit 2 vollautomatischen Gestellförderungen ausgestattet. Der 1960 errichtete Betonförderturm war ein baugleiches Schwestermodell des Schachtes Shamrock 11 (ab 1967 General Blumenthal 11).


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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Zechenhaus und Waschkaue


Nach dessen Inbetriebnahme wurde 1961 die Förderanlage Bergmannsglück 1/2 außer Betrieb genommen, und an die Grubenbaue Westerholt/Polsum angeschlossen. Umfassende Rationalisierungsmaßnahmen führten zeitweise zu einer Jahresförderung von 3,05 Mio. Tonnen. 1968 wurde die Zeche Westerholt als Bergwerk Westerholt in die Ruhrkohle AG übernommen. Von 1968 bis 1970 wurde im Polsumfeld der Wetterschacht Altendorf abgeteuft. Aufgrund von Anpassungsmaßnahmen wurde zwischen 1975 und 1980 das westliche Baufeld mit den Bergmannsglückschächten nach und nach aufgegeben. 1982 wurden die Schächte Bergmannsglück 1 und 2 verfüllt. Ferner wurde das Polsum-Feld durch den 1980 bis 1981 niedergebrachten Wetterschacht Polsum 2 weiter aufgeschlossen.


Bergwerk Lippe

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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Blick auf den Förderturm von Schacht 1


Die Förderung erfolgte ausschließlich über vollmechanisierte Betriebe und lag bei einem Wert um die 2,5 Mio. Tonnen Fett- und Gaskohle pro Jahr. Die Kokerei Hassel erzeugte jährlich 600 000 Tonnen Koks. In den Jahren 1987 bis 1991 erfolgte das Tieferteufen des Schachtes Westerholt 1 zum zentralen Seilfahrt- und Materialschacht. 1989 wurde er dafür mit einem neuen Förderturm überbaut. Im Jahre 1998 wurde das Bergwerk Westerholt in die Deutsche Steinkohle AG (DSK) übernommen. Diese schloss das Bergwerk Westerholt mit dem Bergwerk Fürst Leopold/Wulfen zum Bergwerk Lippe zusammen. Im Bergwerk Lippe waren damit die Schächte Westerholt 1/3, Polsum 1, Polsum 2, Altendorf und Fürst Leopold 1 und 2 in Betrieb. Schacht Westerholt 2 wurde 1999 aufgegeben und verfüllt, das Fördergerüst ist nicht mehr vorhanden. Am 19. Dezember 2008 wurde die Zeche Westerholt mit der Zutagebringung des letzten Wagens Kohle stillgelegt. [1]


Heutiger Zustand

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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Ansicht von der Egonstraße


Die Schachtanlage Westerholt 1/2/3 ist bis heute noch komplett erhalten geblieben, sie wurde vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Denkmal des Monats Juni 2010 ernannt. Mit einer Konzepterstellung für die zukünftige Nutzung der Anlage wurde im September 2008 ein Planungsbüro beauftragt. Ebenfalls vorhanden ist die Schachtanlage Polsum 1 sowie die Wetterschächte Polsum 2 und Altendorf. Seit dem Frühjahr 2020 wurde mit dem Abriss einiger der Tagesanlagen von Westerholt 1/2/3 begonnen. Der letzte funktionierende Wagenumlauf wird damit leider nicht als Industriedenkmal erhalten bleiben. Auch weitere Gebäude und Anlagen sind vom Abriss bedroht. Das Fördergerüst des Schachtes Polsum 1 wurde 2010 von der Firma SIEMAG TECBERG erworben, welche Schachtsteuerungen und Schachtsignalanlagen herstellt.


Nachnutzung

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Gelsenkirchen - Hassel Zeche Westerholt - Schacht 3


Die schwere Stahlkonstruktion wurde demontiert und in Haiger auf der Kalteiche in unmittelbarer Nähe der A 45 wieder aufgebaut. Das Schachtgerüst dient jetzt als Schulungszentrum und ist als Wahrzeichen weithin sichtbar. [1] Für die Gesamtfläche der ehemaligen Zeche Westerholt (zuletzt Bergwerk Lippe) wurde ein Masterplan erstellt, der von verschiedenen Gremien entwickelt wurde. In den nächsten Jahren wird auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Westerholt eines der bedeutendsten lokalen und regionalen Projekte entstehen. Zum einen sollen die künftigen Besucher der Anlage hiervon profitieren und zum anderen werden dringend benötigte neue Arbeitsplätze auf dem Areal der Zeche entstehen.


Herten - Westerholt
Herten - Westerholt Zeche Westerholt - Zechensiedlung


Das Projekt trägt den Namen „Neue Zeche Westerholt“- hier soll ein neues Stadtquartier entstehen, das Zukunftsaufgaben wahrnehmen kann und dabei die Zeugnisse der langen Bergbautradition bewahrt. Damit die Anlage auch für Besucher attraktiv bleibt, sollte so viel wie möglich der alten Gebäudestruktur erhalten bleiben. Auch wäre es zu begrüßen, wenn es hier dann für uns und unsere Nachkommen möglich wäre, über den Schacht 1 ins Bergwerk einfahren zu können- diese Attraktion gibt es in ganz Deutschland nicht!

Weitere Informationen zum Projekt Neue Zeche Westerholt in Gelsenkirchen-Hassel finden Sie hier....!


Kokerei Hassel

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Gelsenkirchen - Hassel Kokerei Hassel


Die Kokerei Hassel ist vergleichsweise eine sehr junge Kokerei, denn sie wurde erst in den Nachkriegsjahren von 1952 – 1953 im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel errichtet. Die Kokerei befand sich auf dem ehemaligen Gelände des Kraftwerk Westerholt an der Marler Straße. Sie wurde als Zentralkokerei der Zechen der Hibernia AG anstelle der veralteten Kokerei der Zeche Westerholt errichtet. Die Anlage von 1952/1953 besaß 110 Öfen und wurde zusammen mit einer Benzol- und Ammoniakfabrik gebaut. Am 17. September 1953 wurde der erste Koks produziert. Die Kokerei Hassel war der erste Kokereineubau in der BRD. Bis 1957 erfolgte eine Erweiterung auf 260 Öfen mit einer Gesamtkapazität von 1,6 Mio. t Koks pro Jahr.


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Gelsenkirchen - Hassel Kokerei Hassel - Verwaltungsgebäude


Damals hatte die Kokerei Hassel 656 Beschäftigte. Produziert wurde Hochofenkoks für die Eisen- und Stahlerzeugung, Gießereikoks, Brechkoks für Kraftwerke, Koksofengas, Teer, Rohbenzol, Ammoniumsulfat, Schwefelsäure u.a.m. Um mit der wirtschaftlich-technischen Entwicklung Schritt zu halten und um Umweltbelastungen abzufedern kam es zu grundlegenden Neuerungen und Umbauten. So wurde 1992 z.b. eine Entstaubungsanlage in Betrieb genommen. Dennoch musste 1993 wegen des damaligen Überangebots an Koks einzelne Produktionsbereiche stillgelegt werde. Im Jahr 1999 erfolgte die Schließung der gesamten Anlage.


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Gelsenkirchen - Hassel Kokerei Hassel - Schlauchturm


Obwohl die Werksdirektion Kokereien der Ruhrkohle AG zunächst hier verblieb, war der völlige Abbruch der letzten von einstmal mehr als 15 Kokereien in Gelsenkirchen nicht aufzuhalten. Damit verbunden war eine Bodensanierung und eine Neuerschließung für Wohnbebauung und Gewerbebetriebe. Erhalten blieben die Eingangsgebäude, in denen u.a. die Verwaltung untergebracht war. Das Relief des Bildhauers Robert Propf verweist darauf, dass Prometheus den Menschen das Feuer und damit die Zivilisation gebracht hat. Verwaltungs-, Kauen- u. Laborgebäude mit dem Wandrelief Prometheus, Fahrradhalle und Schlauchturm stehen seit dem 28.September 2001 auf der Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen. [2]


Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein

Quellennachweis:

Gelsenkirchen - Hassel
Gelsenkirchen - Hassel Schachtanlage Westerholt 1


1.: Die Informationen zur Zeche Westerholt im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel basieren auf dem Artikel Zeche Westerholt (Stand vom 06.04.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

2.: Die Informationen zur Kokerei Hassel im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel basieren auf dem Artikel Kokerei Hassel aus dem Gelsenkirchener Geschichten Wiki, zuletzt abgerufen am 16.04.2021! Der Artikel wird unter der Lizenz Creative CommonsNamensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ veröffentlicht.

Das Foto "Schachtanlage Polsum 2 (2010) - Autor: Dortmund2008" ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert.


Fotos Zeche Westerholt in Gelsenkirchen