Goch - Kloster Graefenthal
Das Klosterareal
Vom einstigen Kloster Graefenthal (Vallis comitis) der Zisterzienserinnen stammt der Nordflügel des Kreuzgangs mit dem Kapitelhaus. Daran schließt sich der zweigeschossige Ostflügel an, der heute zu Wohnzwecken genutzt wird. Der sogenannte Taubenturm liegt östlich der Einfahrt am Torhaus und stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Interessant ist das Dach des Turmes - ein dreifach gestuftes in Achteck überführtes Schieferdach. Vor dem Turm liegt ein kleiner Teich mit Brücke. Ein weiteres Bauwerk ist die große Remise, die noch zum Wirtschaftshof des ehemaligen Klosters gehörte. Es handelt sich hier um einen langgestreckten Bau aus Backstein, der um 1717 errichtet wurde.
Weiterhin von Interesse ist das Torhaus an der Südseite des Klosterbezirks aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die tonnengewölbte Durchfahrt ist an beiden Seiten von spätgotisch profilierten Haussteinbögen gerahmt, die wahrscheinlich aus dem späten 15. Jahrhundert stammen. Im Nordwesten der Anlage lehnt ein Gartenhäuschen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts an die mächtige Klostermauer an. An der Stelle des jetzt einsam liegenden Hochgrabs des Grafen Otto II. von Geldern stand einst die wunderschöne Klosterkirche. Sie wurde 1808 abgerissen und das Baumaterial zum Neubau der Kirche in Pfalzdorf verwendet.
Überblick
Das ehemalige Kloster Graefenthal war ein Zisterzienserinnenkloster, dessen Überreste zwischen den Ortsteilen von Goch - Kessel und Asperden - nahe der Niers im heutigen Kreis Kleve stehen. Die einstige Klosterkirche diente als Grablege für Grafen, Adelige und Nonnen. Bis 1376 fanden dort 13 Grafen, Gräfinnen und Herzöge ihre letzte Ruhestätte. Das ehemalige Kloster heißt heute Gut Graefenthal. Der Name Graefenthal stammt aus dem lateinischen Begriff „vallis comitis“ (Tal des Grafen) und geht auf den Willen des Stifters zurück. Das „e“ im Namen ist hierbei ein am Niederrhein üblicher Dehnungsvokal. Am Platz des Klosters stand die zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon verfallene Burg Rott des Ritters Stefan von Pleeze.
...erhaltener Kreuzgang im Nordflügel des Klosters Graefenthal...- eingebunden über Wikimedia Commons
Geschichte
Das Kloster Graefenthal wurde 1248 von Graf Otto II. von Geldern auf Zureden seiner ersten Frau Magarete von Kleve († 10. September 1251) als Jungfrauenkonvent des Zisterzienserordens gegründet. Die Klosterkirche, in deren Chor dann Magarete von Kleve bereits 1251 beigesetzt wurde, wurde als erstes erbaut. Bis zum Jahre 1258 folgten die übrigen Klostergebäude. Durch die Förderung der Herrscher der Herzogtümer Geldern und Kleve blühte das Kloster schnell auf. Dadurch, dass seine Klosterfrauen oft unverheiratete Adelige waren, diente die Abtei als eine Art Versorgungstelle für unverheiratete Frauen des Adels.
Münsterabtei in Roermond
Um 1280 lebten dort bereits 50 Laienschwestern und Ordensfrauen. Die ersten Nonnen kamen aus der Münsterabtei in Roermond (NL) und bezogen 1250 die neue Niederlassung. Der Abt des Klosters Kamp wurde deren Visitator. Neben einer Vielzahl von Stiftungen und Vermächtnissen, durch welche das Kloster Höfe, Mühlen, Acker-, Weide-, und Heideland sowie Holzungen, Fischereien, Renten und Zehnte erhielt, besaß es von 1280 bis 1320 auch das Patronatsrecht in den Kirchen von Kessel, Asperden, Hommersum und Hassum. Dadurch hatte die Abtei großen Einfluss auf die Siedlungsentwicklung in ihrem Gebiet.
Grablege der Herzöge von Geldern
Die meisten Besitzungen des Klosters lagen in Asperden, Bimmen an der Hervorst, Boeckelt, Gaesdonck, Hassum, Viller und Kessel. Aber auch Teile der rechten Maas- und der linken Rheinebene bei Nijmegen waren sein Eigentum. Die Städte Kleve und Goch gewährten Graefenthal darüber hinaus Wegegeld- und Steuerbefreiung. Die von Otto II. von Geldern dem Kloster zugedachte Bestimmung, Grabstätte des geldrischen Herrscherhauses zu werden, erfüllte es bis zum Jahr 1376, als Äbtissin Isabella von Geldern starb und mit Herzog Rainald III. die geldrisch-wassenbergische Linie ausgestorben war. Das nebenstehende Bild zeigt das Hochgrab Otto II. von Geldern, das früher (bis 1808) an dieser Stelle innerhalb der Klosterkirche stand.
Klosterarchiv
Durch die Kriegswirren des kölnisch-burgundischen Krieges 1474 und zahlreiche Brände hatte die Bausubstanz der Klostergebäude schwer gelitten, so dass Teile der Anlage komplett wieder aufgebaut werden mussten. Nach über 550 Jahren wurde das Kloster 1802 von den Franzosen zwangsweise säkularisiert. Graefenthal war mit 6300 Morgen Land und 36 Bauernhöfen zu diesem Zeitpunkt sogar noch reicher als das Stift in Xanten. Das Archiv des Klosters wird in der Klosterbibliothek des Collegium Augustinianum Gaesdonck aufbewahrt.
Jungfrauenkonvent
Der Jungfrauenkonvent ist älter als das Schloss Moyland und zur gleichen Zeit wie der Kölner Dom errichtet worden. Der gotische Baustil kam gerade erst auf und löste die strenge sakrale Kunst der Romanik ab. Die Zisterzienserinnen erbauten ihre Gebäude in diesem „modernen“ Stil. Sämtlichen Bauperioden lassen sich heute noch an den erhaltenen Bauwerken ablesen. Gotische Elemente aus dem 13. bis 15. Jahrhundert sind ebenso zu finden wie barocke und klassizistische Bauteile aus dem 18. Jahrhundert. Durch landwirtschaftliche Nutzung der Anlage in den letzten Jahrzehnten entstanden jedoch große Schäden an der historisch wertvollen Bausubstanz.
Klosterleben
Zur Errichtung der Pfarrkirche in Pfalzdorf, wurde die einstige Klosterkirche im Jahr 1808 abgerissen und ihr Material wiederverwendet. Das Hochgrab Ottos II. von Geldern stand fortan im Freien, so dass seine lebensgroße Grabfigur 1870 verloren ging. Seit einiger Zeit sind die Reste der Grabanlage – eine von sechs Löwen gehaltene Blausteinplatte – durch ein Holzdach geschützt. Die Nonnen lebten im Kloster nach dem monastischen Ideal der freiwilligen Armut. Sie mussten ein Schweigegelübde ablegen, und es war ihnen untersagt, das Kloster zu verlassen. Verstöße gegen diese und andere Vorschriften wurden von der Äbtissin in einem niederen Gericht unter der Gerichtslinde behandelt, deren Reste noch heute auf der Gabelung des Privatweges von der Maasstraße zu sehen sind.
Die Zisterzienserinnen trugen eine Kutte aus weißer Wolle und ein darüber getragenes schwarzes Skapulier, das mit einem schwarzen Gürtel gehalten wurde. Als äußeres Zeichen der gehobenen Würde trugen Chorschwestern zudem noch einen Schleier, während Laienschwestern in ein schlichtes, braunes Gewand gekleidet waren. Das Frauenkloster brauchte nicht selbst für seinen Unterhalt zu sorgen, sondern bestritt diesen aus Einkünften von Kirchenpatronen und aus dem verpachteten Grundbesitz. Die Nonnen fungierten lediglich als Verwalterinnen der klösterlichen Besitzungen. Ihre Pächter lieferten notwendige Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände oder zahlten den Klosterzehnten bisweilen auch in „barer Münze“. [1]
Information:
Adresse:
Kloster Graefenthal
Maasstrasse 48-50
D-47574 Goch-Asperden
Telefon: +49 (0) 2827 - 924 954
Fax: +49 (0) 2827 - 924 955
E-Mail: info@klostergraefenthal.com
Internet: www.klostergraefenthal.com
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte des Klosters Graefenthal basieren auf dem Artikel Kloster Graefenthal (Stand vom 30.10.2008) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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